Werbung: Rezension: Schuldlos in Haft von Patrick Burow

Werbung: Rezension: Schuldlos in Haft von Patrick Burow

Verlag: Ullstein Taschenbuch
Seiten: 336
ISBN:  978-3548067995

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Darum geht es:

Es kann jeden treffen!

Kaum zu glauben: Selbst in Rechtstaaten wie dem unseren ist fast jede vierte richterliche Entscheidung falsch. Oft genug werden  hierzulande Menschen grundlos verurteilt und landen unschuldig hinter Gitter. Genauso schlimm: Die Justiz lernt nicht aus ihren Fehlern, sondern verteidigt (Fehl-)Urteile mit Zähnen und Klauen. Justizopfer werden mit ihren Problemen allein gelassen. Patrick Burow bietet ein bestürzendes Kompendium an fatalen Fehlurteilen und deckt die Gründe dafür auf, die zum Teil systemimmanent, mitunter aber auch erschreckend banal sind. Und er macht Reformvorschläge, wie man Justizirrtümer wenn schon nicht gänzlich vermeiden, so doch wenigstens verringern kann.

Cover-/ Textrechte:  Ullstein Taschenbuch

Meine Meinung

Alles was mit Verbrechen sowohl fiktional, als auch im wahren Leben zu tun hat, interessiert mich. So auch dieses Büchlein in dem es um Fehlurteile geht. Egal in welche Richtung.

Der Autor leistet mit seinem Fachwissen hier tolle Arbeit, um über Missstände aufzuklären. Denn seien wir ehrlich, wer verurteilt/ angeklagt oder gar inhaftiert wurde, dem haftet immer etwas an. Auch wenn es sich als falsch erwiesen hat, dass er/sie einer Straftat beschuldigt wurde. Im Hinterkopf bleibt manchmal vielleicht doch dieses leise Stimmchen das sagt: Aber irgendwas muss ja dran gewesen sein.

Ich fand es tatsächlich erschreckend, wie oft eine Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung im Raum steht, auch an Kindern, wo diese Anzeigen aus gekränkter Eitelkeit, zurückgewiesen werden oder aus Sorgerechtsgründen geschieht. Warum tut man so etwas bitte? Wie kann man Jemandem absichtlich das Leben so ruinieren, wenn die Straftat einfach frei erfunden ist?

Ebenso die Fälle, wo Geständnisse mit Polizeigewalt einhergehen oder mit Raffgier. Wie kann es sein, dass ein Rechtssystem stellenweise „offensichtliche“ Lügen nicht durchschaut oder Gutachter zu Rate zieht? Wie kann es sein, dass der ehemalige Verurteilte bei Straferlass, weil er einem Fehlurteil erlegen ist, keine Unterstützung oder Hilfe bekommt? Wieso werden diese Menschen allein gelassen?

Die Fälle, welche der Autor hier aufzeigt, ziehen sich durch mehrere Länder. Nicht nur Deutschland. Auch die USA sind vertreten, wo es ja noch immer die Todesstrafe gibt. Zwar nicht mehr überall, aber in den überwiegenden Staaten ist die Verhängung durchaus noch zulässig. Es wird auch gezeigt, wie langsam die Mühlen der Justiz mahlen, wenn es dann doch einmal zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens kommt.

Interessant war die Vielfältigkeit der Fälle. Einige waren mir durchaus präsent, unter anderem der Fall Kachelmann, O.J. Simpson oder aber die im Streifenwagen erschossene Polizistin, wo die gefundenen DNA Spuren falsch waren, weil die eine Kontamination bei der Herstellung stattgefunden hatte. Der Großteil der Fälle ist aber eher unbekannt und bildet einen super Querschnitt.

Fazit

Gut strukturiert, analysiert und wahnsinnig gut konzentriert erzählt der Autor hier über sie Fehlurteile aus verschiedenen Ländern. Es geht nicht nur um schuldlos Inhaftierte, sondern auch um Schuldige, die aber freigesprochen wurden. Erschreckend, da es ja auch da gewisse Voraussetzungen gibt zur erneuten Anklage. Auch dies wird beleuchtet. Am Ende gibt es 4 Sterne von mir.

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