Wenn der Kopf nicht so will, wie man selbst…Derzeitige Gedanken

Wenn der Kopf nicht so will, wie man selbst…Derzeitige Gedanken

Mich beschäftigt derzeit ein Thema, dass mal nicht buchig ist und ich habe gelernt, dass in den meisten Fällen darüber schreiben hilft. Ich teile also mal meine Gedanken mit euch.

Vor drei Wochen ungefähr hat sich ein ehemaliger Jugendfreund von meinem Mann mit 37 Jahren das Leben genommen. Warum? Wieso? Weshalb? Weiß Niemand so recht, da wohl auch Niemand damit gerechnet hat. Zwei Tage bevor es geschehen ist, gab es wohl noch einen gemeinsamen kleinen Umtrunk, am Tag vor dem Suizid hat er sich wohl noch gutgelaunt mit Freunden unterhalten und Späße gemacht. Mein Mann hatte seit knapp 23 Jahren keinen Kontakt mehr und ich kannte ihn ehrlich gesagt nur flüchtig, aber trotzdem beschäftigt uns das. Meinen Mann natürlich, aufgrund der gemeinsamen erlebten Jugend und mich, weil ich mich ständig frage: Wieso? Eine Frag auf die schlussendlich nur er selbst die Antwort kennt und diese bleibt er schuldig.

Natürlich wird viel spekuliert, da es eine Drogenvergangenheit gibt, angebliche Therapieaufenthalte, eine schiefgegangene Rück-OP, wo wohl Schmerzen geblieben sind. Aber Genaueres weiß Niemand. Es stimmt mich halt traurig, dass man an diesem Beispiel einmal mehr sieht, wie wenig man vielleicht die Menschen kennt, mit denen man sich umgibt. Nur weil der andere lächelt und Späße macht, heißt es nicht unbedingt, dass er/ sie auch glücklich ist. Wütend macht mich der Spruch: „Wenigstens hatte er keine Familie oder keinen so guten Kontakt zu seinen Eltern.“ Ist doch scheißegal. Hier ist ein Mensch gestorben, der eine Lücke hinterlässt. Bei seinen Freunden und (trotz wenig Kontakt) auch bei seinen Eltern. Mich würde ja eher die Frage interessieren, warum er sich Niemandem anvertraut hat?

Ich bin auch nicht der Typ, der Alles offenlegt, sondern manchmal Sachen in sich reinfrisst. Und ja, damit fahre ich nicht immer besonders gut. Manchmal ist es halt so, dass man sich Niemanden anvertrauen will oder kann, obwohl man es sollte. Bei mir bezieht sich das auf die beginnende Wochenbettdepression, einhergehend mit einer negativ behafteten Geburt und einem nicht gerade tollen Krankenhausaufenthalt. Bei mir wollte sich einfach kein so wirkliches Glücksgefühl einstellen. Da fragt man sich doch: Was stimmt bitte nicht mit mir? Zum Glück fand sich bei mir am Ende Jemand der mich verstanden und unterstützt hat, aber bei Manchen gab es halt auch Reaktionen wie: „Das vergisst du ganz schnell wieder und dann willst du das Zweite. Da wird Alles anders.“ Ganz ehrlich? NEIN. Ich vergesse das nicht. Deshalb möchte ich auch kein zweites Kind und dieses ewige Nachgefrage nervt einfach. So. Musste mal gesagt werden.

Frauen fällt es, meiner Meinung nach, noch immer etwas leichter sich gegenüber anderen zu öffnen. Männer, zumindest viele die ich aus meinem Umfeld kenne, müsse immer den starken Mann markieren. Ich kenne genug Leute, die nur anfangen über das zu reden, was sie gerade bewegt, wenn sie ordentlichen betrunken und maximal mit einer anderen Person zusammen sind. Und selbst dann wird stellenweise noch runter gespielt. Ist es so schlimm geworden auch einmal Schwäche zu zeigen?

Irgendwie schon. Depressionen und Burn-Out werden, zumindest macht es auf mich stellenweise den Anschein, noch immer nicht richtig ernst genommen. Gerade jetzt in dieser Pandemiezeit, fragt man sich ja, wie man Alles unter einen Hut bekommen soll, wenn Schulen /Kitas zu sind. 40 Stunden arbeiten, am Besten noch in Schichten, HomeSchooling und Kinderbetreuung und kein Anspruch auf Notbetreuung, weil ja nur einer systemrelevant arbeitet. Dann so Sprüche, die ich immer wieder noch vereinzelt lese: „Ihr wolltet Kindern, also kümmert euch um sie.“ Oder „Wie haben wir das früher nur gemacht?“ Da kann ich meist gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte, wenn ich sowas lese. Wie wäre es mit einem Funken Nettigkeit? Ich hab so das Gefühl, dass auch das Einigen abhanden gekommen ist.

So. Lange Rede, kurzer Sinn: Kümmert euch umeinander. Ruft euch an! Textet euch! Lasst andere wissen, dass ihr an sie denkt und für sie da seid, wenn sie das wollen. Man kann Niemanden zwingen Hilfe anzunehmen, auch wenn man es manchmal möchte, weil man demjenigen ansieht, dass etwas nicht stimmt. Aber man kann es zumindest anbieten. Und natürlich: Nehmt auch Hilfe an, wenn ihr sie braucht.

Lasst es euch gutgehen.

 

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Ein Gedanke zu „Wenn der Kopf nicht so will, wie man selbst…Derzeitige Gedanken

  1. Hallo Sanne.
    Ich zabe das auch mit einem Jugendfreund erlebt. Man hat sich mal im Dorf gesehen wenn ich bei meiner Mutter war, gegrüssg kurz geredet. Dan erzählt mir meine Mutter der G. hat sich im Stall erhängt.
    Ich war über Wochen geschockt und habe mich gefragt ob ich etwas falsch gemacht habe, wir alle die zusammen weggegangen sind in unserer Jugend. Leider waf ich bis zu diesem Zeitpunkt auch selten vor Ort da ich mich mit meiner Familie nicht verstehe, aber das ist eine andere Geschichte.
    Ein Selbstmord lässt immer Fragen offen, Betroffenheit und mehr.

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