
Werbung: Rezension: Und ich werde dich nie wieder Papa nennen von Caroline Darian
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seiten: 224
ISBN: 978-3462009422
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!
Darum geht es:
Ein Prozess, der die Welt erschüttert. Eine Mutter, die als Ikone gefeiert wird. Ein Vater, den man als Monster bezeichnet. Eine Tochter, die ums Überleben kämpft. Weil sie Teil eines Verbrechens ist, in dem ihre Eltern Opfer und Täter sind. Das ist ihre Geschichte.
Caroline Darian, Tochter von Gisèle und Dominique Pelicot, erhält am 2. November 2020 einen Anruf von ihrer Mutter. Ihr Vater wurde verhaftet. Fast zehn Jahre lang hat Pelicot seine Frau heimlich mit medikamentösen Substanzen betäubt, um sie im bewusstlosen Zustand zu vergewaltigen und knapp 70 fremden Männern zuzuführen. Auch von Caroline gibt es verhängnisvolle Fotos. Sie kann sich ebenso wenig erinnern wie ihre Mutter an die unzähligen Vergewaltigungen.
Mit außergewöhnlichem Mut erzählt Caroline Darian von dem Sturz ins Bodenlose. Tagebuchartig beschreibt sie, wie das Ausmaß des Jahrhundertverbrechens ihre Familie zerstört. Wie sie ihre Mutter beschützen will und zugleich mit Angstzuständen kämpft. Wie aus dem geliebten Vater ein brutaler Vergewaltiger wurde. Wie sie ihrem Sohn erklärt, dass er keinen Großvater mehr hat. Caroline versucht zu begreifen, wie es zum Unvorstellbaren kommen konnte.
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung der Tochter an die Mutter, die es geschafft hat, ihren Stolz und ihre Lebenskraft in den widrigsten Momenten zu bewahren. Damit die Schande sich gegen die Täter richtet, damit die Gesetzeslage sich ändert. Mutter und Tochter haben das private Trauma in einen gemeinsamen Kampf verwandelt. Sie werden weltweit als Heldinnen gefeiert.
Cover-/ Textrechte: Kiepenheuer & Witsch
Meine Meinung
2024 sorgte eine Strafprozess für viel Aufsehen. Dabei geht es um Gisèle Pelicot, welche von ihrem Mann betäubt und anschließend von etwa 80 Männern vergewaltigt wurde im einem Zeitraum von etwa 9 Jahren. So etwas ist unvorstellbar, unfassbar und einfach unsagbar grauenvoll.
Wie kann man anderen Männern Tipps geben, was die beste Dosierung ist um die Frau außer Gefecht zu setzen? Wie kann man Witze darüber reißen, dass die Dosierung nicht ausreichend war? Wie kann man einem Menschen, der angeblich die Liebe des Lebens ist, so etwas antun? Und wie kann man damit bitte leben?
Dieses Buch ist wirklich nicht so leicht zu ertragen. Es gibt Vieles was einen mitnimmt.
Die Konfrontationen der Kinder damit, was der Mutter passiert es. Das Aufdecken weiterer Dinge zum Beispiel dass es auch Fotos von Caroline oder ihren Schwägerinnen gab. Die Frage im Raum, ob Caroline das Schicksal ihrer Mutter teilte. Das Überbringen der Nachricht an die Enkel, welche nicht verstehen warum der liebe Opa im Gefängnis sitzt und niemand mehr Kontakt möchte.
Die traurige Gewissheit, dass das Alles wahrscheinlich nie aufgedeckt worden wäre, wenn man ihn nicht bei einer voyeuristischen Tat in einem Supermarkt erwischt hätte?!
Und selbst aus dem Gefängnis raus manipuliert der Täter weiter. Er trickst das Justizsystem aus, bettelt um Vergebung für eine Tat die absolut unverzeihlich ist.
Während ihre Mutter sich in die Verdrängung als Selbstschutz flüchtet, beginnt Caroline ihre Gedanken und Gefühle nieder zu schreiben. Sie beschreibt auch, wie sie die Einleitung zum Prozess erlebt hat und wie oft sie wieder und wieder mit neuen Dingen konfrontiert wurden.
Es brauchte 4 Jahre von der Entdeckung bis zum Urteil. Eine Zeit die nicht nur für die Frauen, sondern für die gesamte Familie eine Belastungsprobe wurde.
Fazit
Am Ende gilt der Dank damit an die Öffentlichkeit gegangen zu sein diesen beiden mutigen Frauen. Statt selbst Scham zu empfinden sorgen sie dafür, dass es die Täter tun. Das alle Täter bestraft wurden, zumindest jene die identifiziert worden sind, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das Buch ist wahnsinnig ehrlich was mir sehr gut gefallen hat. Man sollte lernen genauer hinzusehen, auch über den eigenen Tellerrand hinaus schauen und vor allem Opfern auch Glauben schenken. Ich hoffe die Familie findet nach der Urteilsverkündung wieder etwas Frieden. Am Ende 4,5 Sterne von mir
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